Die Schriftstellerin Anna Seghers hat sich zeit ihres schriftstellerischen Schaffens für ein friedliches Leben eingesetzt. Sie hat 1935 im Exil in Frankreich, als Hass und Ausgrenzung einen drohenden Krieg in Europa beschworen, in ihrer Rede „Vaterlandsliebe“ über den Zusammenhang von Nation und Krieg nachgedacht:
„Wir haben in dieser Zeitenwende, die wir, wie kaum eine Nation die ihre, mit qualvoller Bewusstheit erleben, Menschen um Ideen wie um Fahnen bis zum Zerfetzen kämpfen sehen. Vielleicht ist um keine Idee raffinierter und trivialer geschriftstellert worden, als um die: Vaterland.“ (Vaterlandsliebe. Rede auf dem I. Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur 1935)
Auch nach dem 2. Weltkrieg, als sich die Deutschen in konträren Blöcken wiederfanden und der Kalte Krieg in den 1950er- und 1960er-Jahren immer wieder in heiße Konflikte mündete, hat sich Anna Seghers in vielfältiger Weise für die Sicherung des Friedens engagiert, arbeitete im Weltfriedensrat mit und nahm damit ihre Arbeit wieder auf, die sie schon 1932 zum Antikriegskongress in Amsterdam geführt hatte. So war sie 1950 an der Ausarbeitung des „Stockholmer Appells“ beteiligt. Nachdem sich nach den verheerenden Folgen des ‚konventionellen’ Krieges auch noch die Zerstörungskraft der Atomwaffe gezeigt hatte, sollte in dem Appell diese Waffe verboten und geächtet werden. Weltweit haben ihn damals 500 Millionen Menschen unterschrieben.
Vor dem Hintergrund der Eskalation in der Ukraine, befeuert durch den Angriff der Truppen der Russischen Föderation, droht in Europa eine Ausdehnung des Krieges, was noch mehr Tod und Leid bringen würde.
Wir fordern umgehend eine Rückkehr aller Beteiligten an den Verhandlungstisch. Mittel- und langfristig lassen sich die auf unterschiedlichen Interessen und Interpretationen der Geschichte beruhenden Konflikte nur durch eine weltweite, neue und entschiedene Entspannungspolitik eingrenzen. Dabei muss die langfristige Sicherung des friedlichen Zusammenlebens der Völker im Mittelpunkt stehen. Friedlicher Handel und kultureller Austausch waren nie ein Kriegsgrund. Dauerhaften Frieden in Europa und anderen Regionen dieser Welt wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden.
Als 1949 der „Weltkongress der Kämpfer für den Frieden“ in Paris und Prag stattfand, wurde die Taube Pablo Picassos zum Symbol für den Frieden. Anna Seghers schrieb dazu in ihrem Text Die Taube:
„Die sichtbare Welt ist nicht abstrahiert in diesem Bild von Picasso, sie ist nicht auf eine Formel gebracht – das Umgekehrte ist hier geschehen. Was ein Symbol ist, wird wieder zu einer ‚richtigen‘ Taube mit Schnabel und Federn. Wenn sich die Gedanken aller friedlichen Menschen, die in allen Städten und Dörfern daran vorbeigehen, in die graue Morgenluft einzeichnen und miteinander verbinden könnten, dann würden sie ein dichtes und zähes Gewebe um den Erdball knüpfen.“
Berlin und Mainz, 14. März 2022
Die Schriftstellerin Anna Seghers hat sich zeit ihres schriftstellerischen Schaffens für ein friedliches Leben eingesetzt. Sie hat 1935 im Exil in Frankreich, als Hass und Ausgrenzung einen drohenden Krieg in Europa beschworen, in ihrer Rede „Vaterlandsliebe“ über den Zusammenhang von Nation und Krieg nachgedacht:
„Wir haben in dieser Zeitenwende, die wir, wie kaum eine Nation die ihre, mit qualvoller Bewusstheit erleben, Menschen um Ideen wie um Fahnen bis zum Zerfetzen kämpfen sehen. Vielleicht ist um keine Idee raffinierter und trivialer geschriftstellert worden, als um die: Vaterland.“ (Vaterlandsliebe. Rede auf dem I. Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur 1935)
Auch nach dem 2. Weltkrieg, als sich die Deutschen in konträren Blöcken wiederfanden und der Kalte Krieg in den 1950er- und 1960er-Jahren immer wieder in heiße Konflikte mündete, hat sich Anna Seghers in vielfältiger Weise für die Sicherung des Friedens engagiert, arbeitete im Weltfriedensrat mit und nahm damit ihre Arbeit wieder auf, die sie schon 1932 zum Antikriegskongress in Amsterdam geführt hatte. So war sie 1950 an der Ausarbeitung des „Stockholmer Appells“ beteiligt. Nachdem sich nach den verheerenden Folgen des ‚konventionellen’ Krieges auch noch die Zerstörungskraft der Atomwaffe gezeigt hatte, sollte in dem Appell diese Waffe verboten und geächtet werden. Weltweit haben ihn damals 500 Millionen Menschen unterschrieben.
Vor dem Hintergrund der Eskalation in der Ukraine, befeuert durch den Angriff der Truppen der Russischen Föderation, droht in Europa eine Ausdehnung des Krieges, was noch mehr Tod und Leid bringen würde.
Wir fordern umgehend eine Rückkehr aller Beteiligten an den Verhandlungstisch. Mittel- und langfristig lassen sich die auf unterschiedlichen Interessen und Interpretationen der Geschichte beruhenden Konflikte nur durch eine weltweite, neue und entschiedene Entspannungspolitik eingrenzen. Dabei muss die langfristige Sicherung des friedlichen Zusammenlebens der Völker im Mittelpunkt stehen. Friedlicher Handel und kultureller Austausch waren nie ein Kriegsgrund. Dauerhaften Frieden in Europa und anderen Regionen dieser Welt wird es nur geben, wenn Großmachtstreben, Nationalismus, Chauvinismus und Autoritarismus in allen Ländern überwunden werden.
Als 1949 der „Weltkongress der Kämpfer für den Frieden“ in Paris und Prag stattfand, wurde die Taube Pablo Picassos zum Symbol für den Frieden. Anna Seghers schrieb dazu in ihrem Text Die Taube:
„Die sichtbare Welt ist nicht abstrahiert in diesem Bild von Picasso, sie ist nicht auf eine Formel gebracht – das Umgekehrte ist hier geschehen. Was ein Symbol ist, wird wieder zu einer ‚richtigen‘ Taube mit Schnabel und Federn. Wenn sich die Gedanken aller friedlichen Menschen, die in allen Städten und Dörfern daran vorbeigehen, in die graue Morgenluft einzeichnen und miteinander verbinden könnten, dann würden sie ein dichtes und zähes Gewebe um den Erdball knüpfen.“
Berlin und Mainz, 14. März 2022